Tag 5 – Was nehm’ ich mit?

Äthiopien – ein Land voller Gegensätze. Hütten aus Wellblech, Lehm, herunter gekommene Straßen und Gebäude sowie hungernde Jugendliche auf der einen, riesige Villen, eine boomende Wirtschaft und total leckeres und üppiges Essen auf der anderen Seite. Irgendwie habe ich das auch so erwartet. Es aber dann wirklich zu sehen, war für mich eine sehr eindrucksvolle und auch schockierende Erfahrung.

Seltsamer Anblick

Gleichzeitig konnte ich Uli und Senait persönlich treffen und erfahren, aus welchen Beweggründen und unter welchen Umständen sie ihr Unternehmen aufbauen. Nun weiß ich, wie die Gestaltung sein soll. Alternative Verkaufs- und Vertriebsmodelle sind eine große Chance für die Beiden, um ihre Produkte in Deutschland und anderen Europäischen Ländern verkaufen zu können.

Diese vier Tage waren sowohl für die Thesis sehr wichtig, aber auch für mich persönlich eine tolle Erfahrung.

Tag 5 – Was nehm’ ich mit?

Tag 4 – … aber trotzdem kann ich nicht schlafen.

So … letzter Tag. Das ging ja mal echt schnell rum. Zum Abschluss meiner Reise mach ich noch eine Sohle, so wie sie dann auch verwendet wird. Doch zuerst fahren wir noch einmal in die Stadt. Senait muss mit ihrem Kindermädchen zur deutschen Botschaft. Davor gehen wir noch Frühstücken. Dieses mal bleiben wir im Verkehr stecken.

Ganz normaler Wahnsinn

Nach unserem Frühstück lassen mich die Zwei im Restaurant zurück. Denn genauso wie Senait darf ich die deutsche Botschaft nicht betreten. Das Kindermädchen muss das alles alleine machen. Eigentlich paradox: ich darf als Deutscher nicht in die deutsche Botschaft.

Nach zwei Stunden alleine im Restaurant holt mit Senait wieder ab. Das Kindermädchen wartet immer noch. Die deutsche Bürokratie ist hier wohl noch langsamer als in Deutschland.

Wieder daheim angekommen, geht es los. Ich mache meine eigene Sohle. Das ist wirklich schwieriger als erwartet. Umso bemerkenswerter, was Senait und Uli da machen.

Sohle anfertigen – schwerer als gedacht!

Um 21:00 bin ich dann auch schon wieder am Flughafen. Der Flieger geht um 23:40. Dieses mal hab ich drei Plätze für mich alleine. Geil!

Ab nach Hause

… aber trotzdem kann ich nicht schlafen.

Tag 4 – … aber trotzdem kann ich nicht schlafen.

Tag 3 – „Du weißt dass da ein Kreisverkehr kommt?“

Die Sonne weckt mich um kurz vor 6. Also beginnt der dritte Tag zwangsläufig etwas früher als sonst. Also aufstehen, Bild machen…

Von der Sonne geweckt

…wieder hinlegen.

Um 8:30 Uhr fahren wir zu einem der Straßenmärkte in Äthiopien. Meine Kamera lasse ich zu Hause. Denn die passt nicht in die Hosentasche, sodass sie niemand stehlen kann. Viel zu viele Menschen, deren Sprache ich nicht verstehe und denen ich nicht wirklich vertraue. Ich möchte niemandem etwas unterstellen, aber das war schon ein etwas unbehagliches Gefühl. Ich bekam auch ein Bild davon, wie das Leben in Äthiopien abläuft und wie schwer es für Senat ist, Lieferanten zu finden, auf die sie sich langfristig verlassen kann. Auch wie schwierig es ist, Stoffe zu erhalten, die ihren Ansprüchen genügen und deren Qualität gut genug ist. Generell, sagt sie, gäbe es viele Hindernisse, die ihrem Vorhaben im Weg stehen.

Äthiopischer Markt – So viele Menschen

Am Nachmittag wollten wir eigentlich in ein Dorf außerhalb der Stadt fahren, wo wir eventuell eine falsche Bananenplantage (WAS IST EINE FALSCHE BANANENPALNTAGE?) gesehen hätten. Davon wird uns angesichts der aktuellen Lage – die Regierung hat aufgrund von Protesten im Land den Notstand ausgerufen – abgeraten. Wir fahren dafür in ein 1,5 Stunden entferntes Resort in einer Region, in der es nicht so gefährlich ist.

Resort in Äthiopien – Einfach wunderschön
Resort in Äthiopien – Einfach wunderschön

Zum Abschluss des Tages fahren Senait und ich noch in eine Bar in der Stadt. Da sie etwas außerhalb wohnen, gibt es nicht so viele Taxis. Also nimmt man, was man kriegt. Vielleicht nicht die klügste Entscheidung. Der Taxifahrer war noch sehr jung, unerfahren und vor allem verwirrt. Das Taxi war aus der Zeit, als man Züge noch mit Kohle antrieb. Demoliert und in einem Zustand, dass es in Deutschland nicht mal TÜV bekommen hätte.

Mitfahren auf eigene Gefahr

Ohne Übertreibung: wir hätten echt ums Leben kommen können. Der liebe Taxifahrer wollte aber unbedingt geradeaus auf einen Kreisverkehr fahren, kurz davor mit einer Vollbremsung halten, die ankommenden Autos von links aber ignorieren. Nach ein paar weiteren Metern mit diesem Fahrer wechselten wir aber dann doch lieber das Taxi.

Tag 3 – „Du weißt dass da ein Kreisverkehr kommt?“

Tag 2 – ich vermiss es jetzt schon!

Der zweite Tag steht an. Heute beginnt er um 9 Uhr. Ich stehe auf, esse etwas und setze mich zusammen mit Senait in den Garten, um über die Schuhe zu sprechen. Sie ist aus Äthiopien, Ulis Frau und ebenfalls Geschäftsführerin. Sie ist „das Gesicht der Firma“ und entwickelt auch das Design des Schuhs. Dafür war sie die letzten zwei Wochen in Pirmasens in einer Art Schuhdesign-Schule. Dort habe ich sie auch zum ersten Mal getroffen und kennen gelernt. Aber das ist eine andere Story.

In unserem Gespräch über die Schuhe erklärt sie mir, aus welcher Pflanze die Sohle gefertigt wird. Die Pflanze nennt sich „false banana (falsche Banane)“ und sieht eigentlich aus wie ein Bananen-Baum. Nur trägt diese hier keine Früchte – daher auch der Name. Normalerweise machen die Äthiopier eine Art Brot oder Seile aus ihr. Aber bisher ist noch niemand auf die Idee gekommen, das als Sohle zu verwenden. Wenn sie von ihrer Idee erzählt, sind alle überrascht. Aber auch begeistert. Das Material ist stabiler und heller als Jute, das normalerweise für Sohlen von Espadrij genutzt wird.

Daraus wird am Ende ein Schuh

Vom ganzen Reden bekommen wir Hunger. Wir fahren in ein traditionelles Restaurant in die Stadt. Es gibt Injera. Das wird traditionell in Äthiopien gegessen. Dazu gibt es verschiedene Sorten Gemüse und Wot. Das sind eine Art Saucen. Senait und Ulis Komentar vor dem Essen: entweder du liebst es oder du hasst es.

Injera - Traditionelles Essen in Äthiopien

Ich liebe es. Wenn ich eines an Äthiopien vermissen werde, dann das Essen. Es war einfach lecker.

Tag 2 – ich vermiss es jetzt schon!

Tag 1 in Addis Ababa – Fahren ohne Licht.

Jetzt bin ich also 5.116 Kilometer Luftlinie von der Hochschule entfernt. Der Flug war ruhig. Schlafen konnte ich aber trotzdem nicht. Auschecken, auf den Koffer warten und Touristenvisa kaufen – Kostenpunkt: 50€. Eigentlich alles normal.
Aber draußen angekommen, erwartete mich ein etwas beängstigender Anblick. Überall stehen Soldaten mit Maschinengewehren. In Äthiopien herrscht Notstand. Das war schon ein mulmiges Gefühl.

Ich warte neben einem bewaffneten Soldaten etwa 10 Minuten auf meinen Gastgeber Uli Plein. Er ist einer der Geschäftsführer des Unternehmens. Die Straßen sind um 6 Uhr morgens noch leer. Daher brauchen wir etwa15 Minuten zu seinem Haus. Nach einem kurzen Schönheitsschlaf planen wir, was wir am ersten Tag unternehmen.

Wir fahren zur Schuhfabrik eines Freundes von Uli. Er führt uns herum und zeigt uns, wie „normale“ Schuhe hergestellt werden. Alles wird maschinell verarbeitet. Das Ziel von Uli und Senait ist eine ähnlich aufgestellte Fabrik für ihre Schuhproduktion. Bisher geschieht noch alles in Handarbeit. Aber die Firma ist auch erst im Aufbau.

Schuhfabrik in Äthiopien

Während unseres Weges nach Hause wird es dunkel. Eigentlich ja ganz normal. Jedoch scheint irgendetwas mit dem Auto nicht zu stimmen. Es fährt nur noch im Schneckentempo und das Licht ist nicht stärker als eine mit Kerzenlicht betriebene Lampe aus dem Mittelalter. Und so fahren wir quasi ohne Licht durch die Straßen von Addis Abeba bis das Auto dann endgültig stehen bleibt. Glücklicherweise in der Nähe von Freunden, die uns netterweise ihr Auto leihen um dann nach Hause zu fahren.

So geht das Abenteuer ja echt gut los!
Zur Beruhigung gibt’s erst mal noch ein äthiopisches Bier.

Tag 1 in Addis Ababa – Fahren ohne Licht.