Designer vs. künstliche Intelligenz

Im Zuge der Werkschau der diesjährigen Absolventen des Studiengangs Kommunikationsdesigns der HTWG Konstanz, gibt Prof. Jo Wickert Aufschluss darüber, ob und wie sich die Arbeitswelt des Designers mit der Entwicklung von künstlicher Intelligenz verändern wird. Auf die Frage „Können Designer von künstlicher Intelligenz oder Maschinen ersetzt werden?“ gibt er folgende Antwort:

Es wäre naiv zu glauben, dass die technologische Entwicklung der künstlichen Intelligenz an der Arbeit von Designern einfach so vorbeigehen würde. So sicher wie der Wandel in unserem Beruf aber auch sein mag – kein Designer muss deswegen um seinen Arbeitsplatz fürchten. Ganz im Gegenteil: Der Wandel war in der Vergangenheit schon immer die Beschäftigungsgarantie für diejenigen Designer, die sich als Teil der Entwicklung verstehen. Kein Designer stellt heute seine Daseinsberechtigung in Frage, nur weil er einen Computer bei der täglichen Arbeit benutzt. Der Rechner ist schlicht ein Werkzeug. Warum sollte das bei künstlicher Intelligenz anders sein?

Es lohnt sich auf jeden Fall etwas genauer hinzusehen, was ein künstlich denkendes intelligentes System zu leisten vermag. Dabei spielt es eine Rolle, dass der Rechner dabei bestimmte Dinge ziemlich gut lernen kann und damit eine Art Wissen generiert. Nehmen wir beispielsweise die Frage der richtigen Spationierung in der Typografie. Wenn wir davon ausgehen, dass wir Designer einen Konsens darüber erzeugen können, was als „richtig spationiert“ zu bezeichnen ist und einem Rechner davon viele tausend Beispiele zeigen, „lernt“ der Rechner das und kann in einem Schriftsatzprogramm dieses Wissen anwenden. Ähnliches ist für ein gutes Layout oder ein funktionierendes Raster denkbar. Alles was konsensfähige gute Gestaltung ist, kann von Programmen automatisch übernommen werden. Es ist zu erwarten, dass in den nächsten Jahren solche Aufgaben mehr und mehr von Software unterstützt werden wird.

Sollten wir allerdings auf eine spannende Idee aus sein, eine kreative visuelle Lösung suchen oder eine ungewöhnliche Umsetzung benötigen, so liegt ja gerade der Witz darin zu überraschen oder eben nicht systemkonforme visuelle Reize zu schaffen. Ein Beispiel: Obwohl der Rechner schon Jahrzehnte mit Text und Worten umgehen kann, ist noch kein brauchbares Gedicht aus dem Rechner selbst entstanden. Freuen wir uns also darüber auch weiterhin als Designer gebraucht zu werden aber nicht als Bleisetzer, nicht als Druckvorlagenhersteller und nicht als Pixelschubser, sondern als kreativer Impulsgeber.

Prof. Jo Wickert, 18.02.2017

Designer vs. künstliche Intelligenz

Endlich mal wieder gestalten.

Langsam wird es Ernst. Es bleiben nur noch Neun Wochen bis zum Abgabetermin meiner Thesis. Das ist nicht mehr lange. Für mich bedeutet das, endlich mal wieder Illustrator und InDesign zu öffnen und zu gestalten. Los geht es mit dem Logo. Aber bevor ich das überhaupt anfangen kann, braucht das Kind einen Namen. Und das ist schwieriger als gedacht.

Modern sollte er klingen – ein bisschen wie ein Start-Up-Unternehmen. Er sollte kurz und prägnant sein und daher nur aus drei oder vier Buchstaben bestehen, in jeder Sprache funktionieren und einfach zu buchstabieren sein. Und natürlich sollte eine URL mit dem Namen noch verfügbar sein. Na dann viel Spaß …

Aber nach gefühlten 326 erdachten Namen und 29 Meinungen meiner Kommilitonen, Kommilitoninnen und Freunden, konnte ich meine Auswahl auf zwei Namen reduzieren und mit der Logoentwicklung beginnen. Mal sehen, welcher Name sich besser gestalten lässt und welches Logo es am Ende werden wird. Hier schon mal ein erster Einblick:

Logoentwicklung

 

Endlich mal wieder gestalten.

Gar nicht mal so einfach …

Alle Schuhe werden nachhaltig produziert. Dann steht es außer Frage, dass auch die Produktverpackung nachhaltig sein muss. Und damit diese nicht sofort im Müll landet, sondern vielleicht sogar einen Platz im Regal findet und damit die Nachhaltigkeit gewährleistet ist, muss sie außergewöhnlich werden. Also muss auch das Material, aus der die Verpackung gefertigt ist, außergewöhnlich sein.

Ich mache mich daher auf Materialsuche. Ich kaufe jegliche Art von Papieren oder Materialien, die in Frage kommen könnten. Zum Beispiel Papier aus Bananenblättern, goldfarbenen Reliefkarton oder handgeschöpftes Papier aus dem Himalaya. Was es nicht alles gibt! Und so bekomme ich langsam ein Gespür dafür, wie sich die Verpackung anfühlen könnte.

Papier- und Materialauswahl

Gar nicht mal so einfach …

Tag 5 – Was nehm’ ich mit?

Äthiopien – ein Land voller Gegensätze. Hütten aus Wellblech, Lehm, herunter gekommene Straßen und Gebäude sowie hungernde Jugendliche auf der einen, riesige Villen, eine boomende Wirtschaft und total leckeres und üppiges Essen auf der anderen Seite. Irgendwie habe ich das auch so erwartet. Es aber dann wirklich zu sehen, war für mich eine sehr eindrucksvolle und auch schockierende Erfahrung.

Seltsamer Anblick

Gleichzeitig konnte ich Uli und Senait persönlich treffen und erfahren, aus welchen Beweggründen und unter welchen Umständen sie ihr Unternehmen aufbauen. Nun weiß ich, wie die Gestaltung sein soll. Alternative Verkaufs- und Vertriebsmodelle sind eine große Chance für die Beiden, um ihre Produkte in Deutschland und anderen Europäischen Ländern verkaufen zu können.

Diese vier Tage waren sowohl für die Thesis sehr wichtig, aber auch für mich persönlich eine tolle Erfahrung.

Tag 5 – Was nehm’ ich mit?

Tag 4 – … aber trotzdem kann ich nicht schlafen.

So … letzter Tag. Das ging ja mal echt schnell rum. Zum Abschluss meiner Reise mach ich noch eine Sohle, so wie sie dann auch verwendet wird. Doch zuerst fahren wir noch einmal in die Stadt. Senait muss mit ihrem Kindermädchen zur deutschen Botschaft. Davor gehen wir noch Frühstücken. Dieses mal bleiben wir im Verkehr stecken.

Ganz normaler Wahnsinn

Nach unserem Frühstück lassen mich die Zwei im Restaurant zurück. Denn genauso wie Senait darf ich die deutsche Botschaft nicht betreten. Das Kindermädchen muss das alles alleine machen. Eigentlich paradox: ich darf als Deutscher nicht in die deutsche Botschaft.

Nach zwei Stunden alleine im Restaurant holt mit Senait wieder ab. Das Kindermädchen wartet immer noch. Die deutsche Bürokratie ist hier wohl noch langsamer als in Deutschland.

Wieder daheim angekommen, geht es los. Ich mache meine eigene Sohle. Das ist wirklich schwieriger als erwartet. Umso bemerkenswerter, was Senait und Uli da machen.

Sohle anfertigen – schwerer als gedacht!

Um 21:00 bin ich dann auch schon wieder am Flughafen. Der Flieger geht um 23:40. Dieses mal hab ich drei Plätze für mich alleine. Geil!

Ab nach Hause

… aber trotzdem kann ich nicht schlafen.

Tag 4 – … aber trotzdem kann ich nicht schlafen.

Tag 3 – „Du weißt dass da ein Kreisverkehr kommt?“

Die Sonne weckt mich um kurz vor 6. Also beginnt der dritte Tag zwangsläufig etwas früher als sonst. Also aufstehen, Bild machen…

Von der Sonne geweckt

…wieder hinlegen.

Um 8:30 Uhr fahren wir zu einem der Straßenmärkte in Äthiopien. Meine Kamera lasse ich zu Hause. Denn die passt nicht in die Hosentasche, sodass sie niemand stehlen kann. Viel zu viele Menschen, deren Sprache ich nicht verstehe und denen ich nicht wirklich vertraue. Ich möchte niemandem etwas unterstellen, aber das war schon ein etwas unbehagliches Gefühl. Ich bekam auch ein Bild davon, wie das Leben in Äthiopien abläuft und wie schwer es für Senat ist, Lieferanten zu finden, auf die sie sich langfristig verlassen kann. Auch wie schwierig es ist, Stoffe zu erhalten, die ihren Ansprüchen genügen und deren Qualität gut genug ist. Generell, sagt sie, gäbe es viele Hindernisse, die ihrem Vorhaben im Weg stehen.

Äthiopischer Markt – So viele Menschen

Am Nachmittag wollten wir eigentlich in ein Dorf außerhalb der Stadt fahren, wo wir eventuell eine falsche Bananenplantage (WAS IST EINE FALSCHE BANANENPALNTAGE?) gesehen hätten. Davon wird uns angesichts der aktuellen Lage – die Regierung hat aufgrund von Protesten im Land den Notstand ausgerufen – abgeraten. Wir fahren dafür in ein 1,5 Stunden entferntes Resort in einer Region, in der es nicht so gefährlich ist.

Resort in Äthiopien – Einfach wunderschön
Resort in Äthiopien – Einfach wunderschön

Zum Abschluss des Tages fahren Senait und ich noch in eine Bar in der Stadt. Da sie etwas außerhalb wohnen, gibt es nicht so viele Taxis. Also nimmt man, was man kriegt. Vielleicht nicht die klügste Entscheidung. Der Taxifahrer war noch sehr jung, unerfahren und vor allem verwirrt. Das Taxi war aus der Zeit, als man Züge noch mit Kohle antrieb. Demoliert und in einem Zustand, dass es in Deutschland nicht mal TÜV bekommen hätte.

Mitfahren auf eigene Gefahr

Ohne Übertreibung: wir hätten echt ums Leben kommen können. Der liebe Taxifahrer wollte aber unbedingt geradeaus auf einen Kreisverkehr fahren, kurz davor mit einer Vollbremsung halten, die ankommenden Autos von links aber ignorieren. Nach ein paar weiteren Metern mit diesem Fahrer wechselten wir aber dann doch lieber das Taxi.

Tag 3 – „Du weißt dass da ein Kreisverkehr kommt?“

Tag 2 – ich vermiss es jetzt schon!

Der zweite Tag steht an. Heute beginnt er um 9 Uhr. Ich stehe auf, esse etwas und setze mich zusammen mit Senait in den Garten, um über die Schuhe zu sprechen. Sie ist aus Äthiopien, Ulis Frau und ebenfalls Geschäftsführerin. Sie ist „das Gesicht der Firma“ und entwickelt auch das Design des Schuhs. Dafür war sie die letzten zwei Wochen in Pirmasens in einer Art Schuhdesign-Schule. Dort habe ich sie auch zum ersten Mal getroffen und kennen gelernt. Aber das ist eine andere Story.

In unserem Gespräch über die Schuhe erklärt sie mir, aus welcher Pflanze die Sohle gefertigt wird. Die Pflanze nennt sich „false banana (falsche Banane)“ und sieht eigentlich aus wie ein Bananen-Baum. Nur trägt diese hier keine Früchte – daher auch der Name. Normalerweise machen die Äthiopier eine Art Brot oder Seile aus ihr. Aber bisher ist noch niemand auf die Idee gekommen, das als Sohle zu verwenden. Wenn sie von ihrer Idee erzählt, sind alle überrascht. Aber auch begeistert. Das Material ist stabiler und heller als Jute, das normalerweise für Sohlen von Espadrij genutzt wird.

Daraus wird am Ende ein Schuh

Vom ganzen Reden bekommen wir Hunger. Wir fahren in ein traditionelles Restaurant in die Stadt. Es gibt Injera. Das wird traditionell in Äthiopien gegessen. Dazu gibt es verschiedene Sorten Gemüse und Wot. Das sind eine Art Saucen. Senait und Ulis Komentar vor dem Essen: entweder du liebst es oder du hasst es.

Injera - Traditionelles Essen in Äthiopien

Ich liebe es. Wenn ich eines an Äthiopien vermissen werde, dann das Essen. Es war einfach lecker.

Tag 2 – ich vermiss es jetzt schon!

Tag 1 in Addis Ababa – Fahren ohne Licht.

Jetzt bin ich also 5.116 Kilometer Luftlinie von der Hochschule entfernt. Der Flug war ruhig. Schlafen konnte ich aber trotzdem nicht. Auschecken, auf den Koffer warten und Touristenvisa kaufen – Kostenpunkt: 50€. Eigentlich alles normal.
Aber draußen angekommen, erwartete mich ein etwas beängstigender Anblick. Überall stehen Soldaten mit Maschinengewehren. In Äthiopien herrscht Notstand. Das war schon ein mulmiges Gefühl.

Ich warte neben einem bewaffneten Soldaten etwa 10 Minuten auf meinen Gastgeber Uli Plein. Er ist einer der Geschäftsführer des Unternehmens. Die Straßen sind um 6 Uhr morgens noch leer. Daher brauchen wir etwa15 Minuten zu seinem Haus. Nach einem kurzen Schönheitsschlaf planen wir, was wir am ersten Tag unternehmen.

Wir fahren zur Schuhfabrik eines Freundes von Uli. Er führt uns herum und zeigt uns, wie „normale“ Schuhe hergestellt werden. Alles wird maschinell verarbeitet. Das Ziel von Uli und Senait ist eine ähnlich aufgestellte Fabrik für ihre Schuhproduktion. Bisher geschieht noch alles in Handarbeit. Aber die Firma ist auch erst im Aufbau.

Schuhfabrik in Äthiopien

Während unseres Weges nach Hause wird es dunkel. Eigentlich ja ganz normal. Jedoch scheint irgendetwas mit dem Auto nicht zu stimmen. Es fährt nur noch im Schneckentempo und das Licht ist nicht stärker als eine mit Kerzenlicht betriebene Lampe aus dem Mittelalter. Und so fahren wir quasi ohne Licht durch die Straßen von Addis Abeba bis das Auto dann endgültig stehen bleibt. Glücklicherweise in der Nähe von Freunden, die uns netterweise ihr Auto leihen um dann nach Hause zu fahren.

So geht das Abenteuer ja echt gut los!
Zur Beruhigung gibt’s erst mal noch ein äthiopisches Bier.

Tag 1 in Addis Ababa – Fahren ohne Licht.

Alles für die Thesis

...ich hab sicher was vergessen!
…ich hab sicher was vergessen!

Heute fliege ich nach Äthiopien. Aber nicht um Urlaub zu machen.
Ich bin vier Tage in der Hauptstadt Addis Abeba, um für meine Bachelorthesis zu recherchieren. Denn das Thema meiner Arbeit, die ich in knapp 3 Monaten abgeben muss (Oh Gott – viel zu wenig Zeit!!), ist „alternative Verkaufs- und Vertriebsmodelle“. Aber warum schreib ich als Designer über so ein Thema?

Ich helfe mit meiner Thesis einer Firma aus Äthiopien fair und mit natürlichen Ressourcen hergestellte Schuhe auf dem deutschen Markt zu vertreiben. Um im Markenmeer und Überschuss von Fairtrad-Produkten zu bestehen, braucht es ein neuartiges Vertriebsmodell. Das gilt es zu entwickeln. Neben dem Modell braucht es aber auch ein Corporate Design mit allem was dazu gehört.

In den nächsten vier Tagen lerne ich die Firma kennen und finde heraus, welche Werte
das Design transportieren und wie die Marke an sich kommunizieren soll.
Wieder in Deutschland angekommen geht es ans Eingemachte:
Logo gestalten, Website aufsetzen, Verpackungsdesigns produzieren und natürlich das Vertriebsmodell entwickeln. Oh und ganz vergessen: Bachelorthesis schreiben o.O.

Wie die Marke mit allem was dazu gehört und meine Thesis entstehen dokumentiere ich hier auf dem Blog von wmd.

In diesem Sinne: Alles für die Thesis!

Alles für die Thesis